Im Fokus: Die Arbeit des DWIH New York im Jahr 2022
Die massiven Investitionsprogramme der USA erzeugten 2022 eine Dynamik, die auch im transatlantischen Austausch zu den Themen Wissenschaft und Innovation zu spüren war. Am DWIH New York reichte die Bandbreite der behandelten Themen von Innovationen zum Klimaschutz bis zur Stärkung der Start-up-Kultur.
Grüner Wasserstoff
Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, gilt als wichtiger Baustein einer globalen Energiewende. Deutschland kooperiert hierbei schon weltweit mit vielen Ländern. Wie genau eine solche Zusammenarbeit idealerweise zu gestalten ist, war Thema des Onlinetalks „DSPOT – The Future is Green Hydrogen: Perspectives from Germany, Brazil, and the USA“, der am 14. April stattfand und den die beiden DWIH New York und São Paulo gemeinsam veranstalteten. „Für uns war das ein sehr guter Einstieg in das DWIH-Schwerpunktthema ‚Nachhaltige Innovationen‘“, erinnert sich Benedikt Brisch, Direktor des DWIH New York. „Zum einen thematisch, zum anderen im Sinne einer gelungenen internationalen Zusammenarbeit innerhalb des DWIH-Netzwerks. Besonders im Kampf gegen den Klimawandel wird ein multiperspektivischer Ansatz ja immer wichtiger.“
Blick in die Zukunft
Die Klimakrise hat nicht nur längst globale Auswirkungen, sie hält auch eine Reihe weiterer Risiken bereit, deren Ausmaß noch schwer einzuschätzen ist. Umso sinnvoller ist es, effektive Methoden zu entwickeln, die dabei helfen, sich auf mögliche Szenarien einzustellen. Einen dieser Ansätze stellte der Workshop „The Future of Climate Action“ vor, der am 17. Juni 2022 stattfand. Unter der Leitung von Dr. Max Jungmann, Gründer und Geschäftsführer der deutschen Nachhaltigkeitsberatung Momentum Novum, entwickelten die Teilnehmenden nach der Methode der sogenannten strategischen Vorschau potenzielle Zukunftspfade für globale Klimaschutzmaßnahmen. Dabei habe man sehr bewusst versucht, eine möglichst hohe Interdisziplinarität zu gewährleisten, so DWIH-Programmleiter Dr. Jan Lüdert: „Es war spannend zu sehen, wie die Ökonomin Zukunftsfragen ganz anders stellt als der Rechtsanwalt oder die Klimaaktivistin. Und wie enorm bereichernd es sein kann, ebendiese verschiedenen Perspektiven zusammenzuführen.“
Förderung von Start-ups
Aus US-amerikanischer Perspektive galt die deutsche Gründerszene lange als eher zögerlich, zu detailverliebt. Diese Zeiten sind vorbei. Im Rahmen eines Bootcamps des Start-up- und Entrepreneurprogramms STEP USA University Program, das das DWIH New York vom 25. bis zum 29. September 2022 in Kooperation mit der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer veranstaltete, zeigten die teilnehmenden Unternehmen aus Deutschland nicht nur hohe fachliche Kompetenz, sondern auch die Fähigkeit, ihre Ideen auf den Punkt und ansprechend zu präsentieren. Ziel des Programms ist es, speziell den Bedürfnissen der schnell wachsenden Szene von Gründungen aus den Hochschulen gerecht zu werden und deutschen Start-ups den Zugang zum US-amerikanischen Markt zu erleichtern. Für Jaan Brunken, Mitbegründer von Wingfield, das sich auf die Fahne schreibt, herkömmliche Tennisplätze mithilfe von KI in „smarte Spielfelder“ zu verwandeln, war das Programm ein voller Erfolg: „Als Sport-Tech-Gründer aus Deutschland war die Expansion unseres Unternehmens in den USA immer ein großes Ziel, fühlte sich aber nicht wirklich realistisch an. Jetzt, nur ein paar Monate nach STEP, haben wir diesen Schritt tatsächlich geschafft.“
Nachhaltige Kleidung
New York zählt zu den wichtigsten Mode-Hotspots der Welt. Hier werden Trends gesetzt, welche die Branche weit über die Landesgrenzen hinweg beeinflussen. Vor diesem Hintergrund hat das DWIH New York den transatlantischen Dialog mit US-amerikanischen und deutschen Branchenakteuren gesucht. Dieser ist dringend notwendig. Laut Zahlen der Vereinten Nationen ist die Modebranche verantwortlich für rund 10 Prozent der Treibhausgas-Emissionen weltweit. Durch immer kürzere Produktionszyklen werden enorme Mengen an Ressourcen benötigt, ganze Ökosysteme dadurch geschädigt. Unter dem Titel „Fabricating the Future“ thematisierte das FUTURE FORUM des DWIH am 6. und 7. Oktober 2022 neue Wege in der Modewelt – von fairem Handel bis zu nachhaltiger Rohstoffnutzung. „Ich glaube, es ist uns gelungen, sowohl spannender Grundlagenforschung einen Raum zu geben, die tief in Themen wie Ressourcenverbrauch oder Umweltverträglichkeit einsteigt, als auch praktische Lösungen mit einem direkten Anwendungsbezug zu präsentieren“, so DWIH-Programmleiter Dr. Jan Lüdert.
Daten für Friedens- und Entwicklungszusammenarbeit
Wissen über die Mechanismen globaler Krisen ist unabdingbar, um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können. Informationen aus sozialen Medien, Satellitenbildern oder Mobilfunkdaten bergen ein riesiges Potenzial und könnten Echtzeitsignale in noch nie dagewesenem Umfang liefern. Wie Forscherinnen und Forscher solche Datenquellen produktiv nutzen und insbesondere im Feld der Sozialwissenschaft zur Anwendung bringen können, war Thema der DWIH-Paneldiskussion „Innovating Computational Social Science for Peace and Development“ am 30. Oktober 2022, die im Rahmen der German American Conference an der Harvard Kennedy School stattfand. Es diskutierten Migrationsexpertin Marzia Rango vom UN Operations and Crisis Centre UNOCC, Professor Ingmar Weber, KI-Experte an der Universität des Saarlandes, und Dr. Martin Wählisch vom UN Department of Political and Peacebuilding Affairs. DWIH-Programmleiter Dr. Jan Lüdert hebt hervor: „Wir wollten der jungen Harvard-Tech-Elite, die oft sehr stark auf eine Karriere in der Industrie fokussiert ist, aufzeigen, wie innovationsgetrieben auch der Einsatz in der Friedens- und Entwicklungszusammenarbeit sein kann.“